Der Trend „Pille statt Lichtschutzfaktor“ – ein Hit oder ein gefährlicher Mythos?

Der Sommer ist in vollem Gange und mit ihm stellt sich unweigerlich die Frage: Wie schützt man seine Haut effektiv vor der Sonne? Ein neuer Trend verspricht eine praktische Lösung: Bräunungstabletten, die herkömmliche Sonnenschutzcremes ersetzen sollen. Klingt verlockend, oder? Wer träumt nicht von UV-Schutz, ohne alle paar Stunden erneut eincremen zu müssen? Aber ist das wirklich ein Hit, der unsere Schönheit im Jahr 2025 revolutionieren wird, oder ein gefährlicher Mythos, der die Gesundheit unserer Haut gefährden könnte? Lassen Sie uns diese Frage aus wissenschaftlicher Sicht betrachten.

Was sind Bräunungstabletten und was enthalten sie?

Wenn wir von Bräunungstabletten sprechen, meinen wir meist Nahrungsergänzungsmittel mit Inhaltsstoffen, die die natürlichen Abwehrkräfte der Haut gegen Sonneneinstrahlung unterstützen. Sie werden als Lichtschutz von innen angepriesen. Sie enthalten typischerweise Substanzen wie:

  • Beta-Carotin: Dies ist ein Provitamin von Vitamin A, einem starken Antioxidans. In der Epidermis angereichert, kann es der Haut einen zarten, goldenen Farbton verleihen und sie zudem im Kampf gegen freie Radikale unterstützen.
  • Lycopin: Ein weiteres Carotinoid, das in Tomaten und anderen Quellen vorkommt und für seine antioxidativen Eigenschaften bekannt ist. Es schützt die Zellen vor UV-induziertem oxidativem Stress.
  • Vitamin E und C: Klassische Vitamine mit starken antioxidativen Eigenschaften. Vitamin E unterstützt die Schutzbarriere und Regeneration der Haut, während Vitamin C für die Kollagenproduktion entscheidend ist und die Wirkung anderer Antioxidantien verstärkt.
  • Polypodium leucotomos-Extrakt: Studien haben gezeigt, dass dieser Farnextrakt vor Sonnenbrand und DNA-Schäden schützt.
  • Lutein und Zeaxanthin: Weitere Carotinoide, die sich in der Haut anreichern und zusätzlichen Schutz vor blauem und UV-Licht bieten.

Diese Inhaltsstoffe wirken synergetisch, stärken die inneren Abwehrkräfte der Haut und bereiten sie auf Sonneneinstrahlung vor.

Wirken Nahrungsergänzungsmittel wirklich als LSF-Filter?

Das bringt uns zum entscheidenden Punkt. Die Frage, ob Nahrungsergänzungsmittel als alleiniger Sonnenschutz wirken, beschäftigt viele von uns. Die Antwort von Experten und Wissenschaftlern ist eindeutig: NEIN.

Fehlende physikalische Barriere

Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor wirken physikalisch (mineralische Filter reflektieren Strahlung) oder chemisch (chemische Filter absorbieren UV-Strahlung und wandeln sie in Wärme um). Sie bilden eine Schutzschicht auf der Hautoberfläche, die als erste Verteidigungslinie dient. Bräunungstabletten bilden keine solche physikalische Barriere.

Wirkung von innen nach außen statt von außen

Nahrungsergänzungsmittel stärken die antioxidative Abwehr des Körpers und minimieren UV-bedingte Zellschäden. Es ist, als würden sie eine feindliche Armee verstärken, die bereits in das Gebiet eingedrungen ist. Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor sind eine Verteidigungsmauer, die den Feind fernhält.

Unzureichender „innerer Lichtschutzfaktor“

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass selbst die besten Sonnenschutzmittel zwar die Sonnenempfindlichkeit der Haut reduzieren, aber nur einen Schutz bieten, der einem sehr niedrigen Lichtschutzfaktor von etwa 2–5 entspricht. Dies ist absolut unzureichend, um die Haut vor den schädlichen Auswirkungen intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen, insbesondere im Hochsommer.

Risiko von Hautüberhitzung und Sonnenbrand

Die ausschließliche Verwendung von Sonnenschutzmitteln erhöht das Risiko von Sonnenbrand, Zell-DNA-Schäden und beschleunigter Lichtalterung. In extremen Fällen kann es zu einer Überhitzung der Haut kommen, die sich in Rötungen, Wundsein und sogar Blasen äußert. Zu den Symptomen einer Hautüberhitzung gehören starke Rötungen, Schwellungen, Schmerzen und in schwereren Fällen Übelkeit, Schwindel oder Fieber.

Dermatologen und Wissenschaftler sind sich einig: Beta-Carotin in Kosmetika und oralen Nahrungsergänzungsmitteln hat seine Vorteile, sollte aber niemals als Ersatz für externen Lichtschutzfaktor angesehen werden. Dies ist ein wichtiger Unterschied bei den Beauty-Trends 2025.

Wie wendet man Sonnenschutzmittel und Sonnenschutzcremes effektiv an?

Der effektivste Hautschutz von innen und außen beruht auf Synergie. Nahrungsergänzungsmittel ersetzen Sonnenschutzmittel nicht, können sie aber ergänzen und so eine umfassende Strategie schaffen.

Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor ist unverzichtbar

Es ist nicht verhandelbar. Unabhängig davon, ob Sie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, verwenden Sie immer Sonnenschutzmittel mit einem ausreichend hohen Lichtschutzfaktor (mindestens 30, vorzugsweise 50+). Tragen Sie es großzügig auf alle unbedeckten Körperstellen auf. Denken Sie daran, es alle 2–3 Stunden sowie nach Kontakt mit Wasser oder starkem Schwitzen erneut aufzutragen. Wählen Sie Breitband-Sonnenschutzmittel, die sowohl vor UVA- als auch vor UVB-Strahlen schützen.

Nahrungsergänzungsmittel als Unterstützung

  • Wann beginnen? Beginnen Sie 2–4 Wochen vor geplanter, intensiver Sonnenexposition (z. B. vor dem Urlaub) mit der Einnahme von Sonnenschutztabletten mit Beta-Carotin und anderen Antioxidantien. Setzen Sie die Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels während der gesamten Bräunungsphase und kurz danach fort.
  • Was sind die Vorteile? Sie tragen dazu bei, das Risiko oxidativer Schäden zu reduzieren, die Hautregeneration zu unterstützen und können zu einer schöneren, gleichmäßigeren Bräune beitragen.

Wichtig! Halten Sie sich immer an die Dosierungsempfehlungen des Herstellers. Bei Fragen oder Bedenken wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Bedenken Sie, dass übermäßiger Beta-Carotinkonsum, insbesondere bei Rauchern, gesundheitliche Risiken bergen kann.

Zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen

  • Meiden Sie die Sonne während der Hauptsonnenstunden: Die UV-Strahlung ist zwischen 11:00 und 15:00 Uhr am stärksten. Bleiben Sie in dieser Zeit am besten im Schatten.
  • Schutzkleidung: Breitkrempige Hüte, Sonnenbrillen und Kleidung mit langen Ärmeln und Hosen sind einfache, aber wirksame Schutzmaßnahmen.
  • Flüssigkeitszufuhr: Denken Sie daran, viel Wasser zu trinken, um Überhitzung und Austrocknung der Haut zu vermeiden.

Der Trend „Pillen statt LSF“ ist zweifellos ein gefährlicher Mythos, der schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Sonnenschutzpillen mit Beta-Carotin und anderen Antioxidantien können zwar eine wertvolle Ergänzung zum Schutz Ihrer Haut von innen sein, ersetzen aber niemals die Wirksamkeit von Sonnenschutzmitteln. Die Gesundheit Ihrer Haut steht an erster Stelle, daher sollten Sie stets einen bewussten und umfassenden Umgang mit der Sonne wählen.

 

Udo Liedermann

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